Chiang Mai verliert über 90 % chinesische Touristen – Thailand richtet Fokus auf Indien und Russland.

0
1324
Pattaya im Leerlauf – Einst ein Favorit chinesischer Reisegruppen, kämpft die Strandstadt nun mit geschlossenen Geschäften und ausbleibenden Besuchern. (Foto vom 8. Juni)

PATTAYA, Thailand Der dramatische Rückgang chinesischer Touristen macht sich nicht nur in Pattayas Strandpromenade bemerkbar – auch Chiang Mai, die touristische Perle im Norden Thailands, spürt die Auswirkungen deutlich.

In den letzten Monaten ist die Zahl chinesischer Besucher in Chiang Mai um über 90 % eingebrochen. Sehenswürdigkeiten wie das Tha Phae Gate werden nun hauptsächlich von Touristen aus Taiwan und Vietnam besucht. Ganze Branchen, die auf chinesische Reisegruppen spezialisiert waren – etwa Kostümverleihe, Souvenirstände und Mittelklassehotels – stehen vor dem wirtschaftlichen Aus.



Der traditionelle Kostümverleih „Ao Jao“ meldet einen Rückgang chinesischer Kundschaft um 70 %. Hotels, die einst mit 70–90 % Auslastung glänzten, füllen aktuell nur noch 30–40 % ihrer Zimmer. Im Jahr 2024 reisten lediglich 320.000 chinesische Touristen nach Chiang Mai – 250.000 weniger als im Vorjahr. In den ersten fünf Monaten 2025 wurden sogar weniger als 130.000 chinesische Besucher gezählt.

Worapoj Chatkanchana, Geschäftsführer von Chiang Mai Sky Travel, beschreibt die Entwicklung als „wie der Untergang eines Imperiums“. Früher betreute sein Unternehmen täglich 6.000 bis 7.000 chinesische Touristen – heute sind es weniger als 100. Um seine 300 Angestellten weiter beschäftigen zu können, wirbt er nun mit einem neuen Naturerlebnis: „Ein Meer im Tal“.

Chiang Mais leere Straßen erzählen die Geschichte – Wo früher chinesische Touristen das Tha Phae Gate bevölkerten, herrscht heute gähnende Leere. Sicherheitsbedenken sorgen für Umleitungen in andere Länder. (Foto vom 8. Juni)

Der Hauptgrund für den drastischen Einbruch? Sicherheitsbedenken.

Laut Worapoj sorgen virale Beiträge in chinesischen sozialen Medien über Betrugsfälle, Entführungen und organisierte Kriminalität in Thailand für tief sitzende Ängste bei potenziellen Reisenden und deren Familien. „Die Wahrnehmung von Gefahr ist zum entscheidenden Faktor geworden“, erklärt er. „Reiseveranstalter in China streichen Thailand einfach aus dem Angebot – sie schicken ihre Kunden nach Japan, Vietnam oder Südkorea.“

Die thailändische Tourismusbehörde TAT erkennt das Problem an und bemüht sich um neue Märkte. Reisemessen wie TTM+ (Thailand Travel Mart Plus) zielen verstärkt auf indische und russische Touristen. Doch die entscheidende Frage bleibt: Wie kann Thailand das Vertrauen chinesischer Reisender zurückgewinnen?


Der Rückgang betrifft längst nicht nur Chiang Mai oder Pattaya – landesweit sind Flugpläne, Flughäfen, Nachtmärkte und Reiseleiter betroffen.

„Wir erleben einen strukturellen Wandel im eingehenden Tourismus“, sagt ein Hotelier aus Chiang Mai. „Ohne chinesische Touristen fehlt unserer Wirtschaft das Rückgrat.“

Für Thailands tourismusabhängige Städte ist der Vertrauensverlust ein Alarmsignal. Die Rückkehr der chinesischen Gäste ist nicht nur ein politisches Ziel – sie ist zur Überlebensfrage geworden.